Mit gut geleerter Haushaltskasse geht es also am 14. Juli, morgens um 7.40 Uhr an den Start zum örtlichen Bahnhof. Mit Erschrecken stellen wir dort fest, daß die Deutsche Bahn entgegen aller Werktage, an denen der Nahverkehr mit drei Waggons ausgestattet wird, an diesem Reisesonnabend (immerhin Halbzeit der Sommerferien) lediglich zwei ältere Wagen an die Lok gehängt hat. Es ist also – wenigstens zunächst - Viehtransport angesagt.
Endlich sind wir in Güterglück: Erst drohen Treppen mit Arbeit (man kommt nicht über die Gleise, sondern muß durch eine Unterführung), dann die Wolken mit Regen; zudem ist es kalt. Kein so toller Reisebeginn, aber wir lassen uns natürlich nicht abschrecken. Durch Walternienburg geht es zunächst in Richtung Fähre nach Ronney und dort gleich gegenüber dem Gasthaus rechts ab auf den Elberadweg. Die Beschilderung ist uns nicht immer ganz klar, aber das kann auch durchaus daran liegen, daß wir aus der Übung sind, die zum Teil leicht schräg angebrachten Richtungspfeile immer korrekt zu deuten. Etwas enttäuscht sind wir darüber, daß man auf dieser Strecke die Elbe eigentlich gar nicht sieht und auch relativ häufig mit “Katzenköpfen” als Straßenbelag rechnen muß.
Und dann kommen wir hinter Dornburg an ein Bungalowgebiet im Wald, dessen Wege mit Schranken verschlossen sind. Davor warnen Schilder (übergroß, weiß mit dickem rotem Rand) vor dem Befahren der Wege, fordern dazu auf, das Gebiet als Privatbesitz zu achten und u.a. Haustiere an der Leine zu führen (Frage unseres Großen, ob das auch für seine Fische und den Wellensittich gelten würde). Der Eindruck, hier handelt es sich um die Freizeitvariante eines militärischen Sperrgebietes, kommt nach dem zehnten oder zwanzigsten Schild jedem von uns in den Sinn und wir sprechen fortan vom “Freizeitumerziehungslager”. Bei dem Gedanken, hier den Zeltplatz nutzen zu müssen, schaudert es allen und wir sind heilfroh, diesen unerquicklichen Ort deutscher Ordnungsliebe rasch hinter uns lassen zu dürfen.
Zwischen Plötzky und Elbenau führt die Strecke dann recht hübsch an der Alten Elbe entlang, um ab Pechau relativ langweilig durch Großstadtvororte ins innere Stadtgebiet von Magdeburg zu führen. Dort haben wir für die erste Nacht ein Zimmer in der Jugendherberge “Magdeburger Hof” (Leiterstraße 10) gebucht. Leider ist die Herberge nicht ausgeschildert, aber wer vom Bahnhof kommt und von der Ernst-Reuter-Allee in die Otto-von-Guericke-Straße abbiegt, kann sich leicht am Hotel Maritim orientieren. Die erste Straße danach links ab ist die Leiterstraße.
Vorsicht ist geraten, wenn man – wie wir – von der anderen Seite, über die Elbbrücke, in die Ernst-Reuter-Alle kommt und links in die Straße “Breiter Weg” abbiegt. Dann findet der aufmerksam Suchende die Leiterstraße als eine Sackgasse, sieht das Maritim Hotel und findet dennoch nicht die Jugendherberge, denn das die Sackgasse beendende Gebäude steht mitten in der Leiterstraße – was nicht beschildert ist und aus dem Bikeline-Stadtplan von Magdeburg auch nicht hervorgeht. Also: Raus aus der Sackgasse und am Maritim links vorbei in die Fußgängerzone. Dann gleich rechts hinter dem Brunnen ist die Jugendherberge (übrigens: sehr empfehlenswert, modern ausgestattet, wie ein einfaches Hotel in bester Citylage).