Nach der Paddeltour durch den Dalsland Kanal 1979 und unseren guten Erfahrungen mit der Schwedenreise vor fünf Jahren, haben wir diesmal unser Urlaubsziel etwas anspruchsvoller definiert: Wir wollen den Schwarzwald von Karlsruhe bis zum Bodensee durchqueren. Das bedarf natürlich einiger Vorbereitungen, denn als Flachlandtiroler und alltags eher gelegentlicher, weniger gewohnheitsmäßiger Radler kommt man vielleicht ohne Übung nach Gotland, aber sicher nicht durch ein Mittelgebirge. Also wird diesmal wirklich geübt.
Im zeitigen Frühjahr besorgen wir uns wieder einmal ein neues Zelt (diesmal ein Baumwoll-Hauszelt klassischer Bauweise von Sport Berger aus München), denn unser Iglu-Zelt hatte sich in Schweden trotz separatem Innenzelt und riesiger Lüftungsklappen letztlich doch nur als high-tech Tropfsteinhöhle bewiesen und war damit in unserer Praxisbewertung unter die Toleranzgrenze gerutscht. Angesichts der Gewißheit, daß es in einem Baumwollzelt selten bis gar nicht von der Decke tropft, wollen wir das ungeheure Gewicht von immerhin 7 kg für ein 2-Personenzelt gern in Kauf nehmen.
Außerdem hatten wir in Schweden gelernt, dass man auf Luftmatratzen nur sehr begrenzt bequem sitzt, selbst wenn diese zu sesselartigen Gebilden zusammengebunden werden, und dass ein Tisch durchaus als Kulturgut empfunden werden darf. So finden sich schließlich zwei kleine Campingstühle im Fundus der Familie und der "Tisch" wird aus einem Holzpaneel-Rest selbst gebastelt. Auf die beiden leeren Gepäckträger unserer Räder gebunden, soll er uns Frühstück und Abendessen verschönen; sonst dient er als Unterlage für das Gepäck. Schließlich kommen die Küchenutensilien, etwas "Trockenfutter" für Notfälle (sprich: Tütensuppen) und das Eßbesteck wieder in den alten Motorrad-Tankrucksack des Schwiegervaters und der - also der Rucksack, nicht der Schwiegervater - wird auf meinem vorderen Gepäckträger montiert.
Auf diese Weise mit gut 30 bis 35 kg Gepäck pro Rad versehen, brauchen wir nun nur noch ein paar Berge zum Üben. Aber die finden sich im Norden unseres Landes ja gar nicht so einfach... Deshalb nehmen wir mal die Holsteinische Schweiz mit ihrer "eggs-in-the-basket"-Landschaft und mal die Lüneburger Heide mit ihren schönen, aber sandigen Wanderwegen unter die Reifen - und werden von Freunden, wie von Verwandten natürlich ausgelacht, wenn wir für ein Wochenende packen, als wollten wir vier Wochen fahren. Aber egal, die Plackerei muß sein!