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BauernhausAm Montag treibt uns wieder die Neugierde zum Tagesziel. In fast jedem Lebensmittelgeschäft auf unserer Reise konnten wir Skælskør Æbelgrøt (das ist ein ziemlich süßer Apfelkompott mit leichtem Vanillegeschmack) kaufen, was wir auch gern und häufig getan haben. Und jetzt finden wir dieses Skælskør auf unserer Seekarte ganz in der Nähe. Also nichts wie hin.

Es ist wieder ein Tag, der uns zeigt, wie nützlich die Segeloptimierung war, denn der Wind kommt aus West-Nordwest und wir laufen mit einem Kompaßkurs zwischen 340 Grad und Nord. Zunächst geht es über das freie Wasser von Smålands Fahrwasser, bis wir an Steuerbord die kleine Insel Omø haben, die gleich anschließend von Agersø abgelöst wird und wo wir jetzt in den Agersø Sund einlaufen. Bei dem herrlichen Sonnenschein gibt diese Durchfahrt richtig etwas für's Auge, auch wenn uns manchmal der wenige Wind fast ganz wegbleibt.

Schließlich, nach etwa fünf Stunden, erreichen wir am nördlichen Ausgang des Agersø Sundes die Einfahrt nach Skælskør und brauchen noch einmal gute Nerven: Die "Mittelfahrwassertonne", mit der die Einfahrt in die zur Stadt führende Rinne markiert ist, ist weiß gestrichen und daher als solche zunächst gar nicht auszumachen. Außerdem ist die Rinne zum Ort so eng, daß wir manchmal das Gefühl haben, bei den am Wasser wohnenden Dänen durch das Grundstück oder gar über deren Terrasse fahren zu müssen. Dafür sind im Hafen die Liegeplätze kostenlos und der Ort selbst ist recht nett anzuschauen. Abends werden allerdings wir bestaunt: Touristen sind hier offenbar recht selten.

InsellandschaftAuch Dienstag sind wir neugierig: Lundeborg ist ein kleiner Hafen, an dem wir schon öfter vorbeigefahren sind, den wir aber nie angelaufen haben. Heute soll es dieser Hafen sein, den wir erreichen wollen. Nur, der Wind läßt uns im Stich. Eine Windstärke, manchmal sogar weniger läßt uns streckenweise langsam, aber sicher rückwärts treiben - und das, obwohl wir alles gesetzt haben, was Segel heißt. Wir treiben wie die Enten über den großen Belt und sind froh, daß so wenig Schiffsverkehr herrscht.

Auf diese Weise brauchen wir sieben Stunden für nur zwölf Seemeilen - und dann ist der Hafen von Lundeborg genauso voll, wie der von Femø. Es gibt kaum interessantes Hinterland (es sei denn, man will wandern), der Ort ist relativ weit weg und sogar die Räucherei hat geschlossen, was in dänischen Häfen (so sie denn eine Räucherei haben) eigentlich ungewöhnlich ist. Schade, von Lundeborg hatten wir uns mehr versprochen.

FaulseinDafür ist das Wetter jetzt wie in Italien! Italien? Da wollten wir doch schon zu Beginn der Reise hin. Na, dort kann es jetzt auch nicht besser sein! Wir segeln in kurzen Hosen, was uns bislang auf der Ostsee noch nie gegeben war, die Selbststeueranlage steuert das Schiff und wir sitzen vorn auf Deck, lassen uns eine der noch vorhandenen Flaschen Sekt schmecken und prosten den entgegenkommenden Seglern zu. Nach 13 Seemeilen machen wir in Svendborg, im Rundhafen fest, genießen unter einem zwischen den Achterstagen aufgespannten Sonnensegel den herrlichen Ausblick auf das Fahrwasser - wo bei leichtem Wind die buntesten Segel vorbeiziehen - und lassen es uns einfach nur gut gehen.

SvendborgJa, so entspannt geht's auch am nächsten Tag weiter nach Ærøskøbing, der Stadt mit dem kleinsten Haus Dänemarks. Die Sonne lacht aus blauem Himmel auf uns herab, es liegen etwa vier Windstärken an und wir genießen es, nur mit der Fock besegelt durch die Fahrwasser der dänischen Südsee zu rauschen. Wind aus Nordost und Kurs Süd bis Südwest, das paßt!

Hübsch und verträumt, wie immer, präsentiert sich auch dieses Mal die kleine Stadt und wir sind eigentlich gar nicht erpicht darauf, wieder nach Hause zu fahren. Aber jeder Urlaub geht ja irgendwann zu Ende.

Und so kommen wir am nächsten Tag bis zur Schlei. Es ist Freitag und die deutsche Autofahrerhektik hat sich offensichtlich auf die Segler übertragen, die in die Schlei einfahren wollen. Die Manöver einiger Mitsegler sind abenteuerlich, wenn nicht gefährlich, nur um noch schnell einen guten Platz im Hafen zu ergattern. Dabei gibt's die schon lange nicht mehr: In Schleimünde ist alles proppenvoll (eigentlich wollten wir dort ankern) und in Maasholm paßt wohl auch kein Ruderboot mehr hinein. Wir laufen weiter nach Kappeln.

Da wir einen letzten Tag Zeit haben, legen wir in Damp einen weiteren Zwischenstop ein, aber kaum ankommen, empfinden wir die Hektik noch unerträglicher, als in der Schlei. Das Logbuch vermerkt: "Damp 2000 ist zum Weglaufen!"

Genau das machen wir am Sonntagmorgen gegen 10,00 Uhr. Und so geht am 5. Juli 1983 dieser schöne und glücklicherweise unspektakuläre Urlaub in Wendtorf bei Kiel zu Ende. Wir haben insgesamt 267 Seemeilen zurückgelegt, davon 196 unter Segeln und 71 mit Motor. Am Schiff ist nichts wirklich kaputt gegangen und wir haben uns prächtig erholt.