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GartenidyllUnser nächstes Ziel ist Præstø im gleichnamigen Fjord. Das liegt so weit abseits von den gängigen Routen, daß es uns neugierig gemacht hat. Allerdings ist die Einfahrt nicht ganz einfach: Auf unserer normalen, neu gekauften und aktuell berichtigten DHI-Karte fehlen erstaunlich viele Landmarken, an denen man schöne Kreuzpeilungen hätte durchführen können. Aber irgendwie ist uns das heute ziemlich egal: Wir schleichen bei jetzt stetig besser werdendem Wetter mit zwei bis drei Windstärken an der südlichen Küste Seelands entlang, finden Faxe Ladeplads, als Orientierungspunkt, auch ohne Kartenhilfe und erreichen schließlich die Einfahrt in den Præstøfjord. Nach sechs Stunden - für nur 14 Seemeilen - machen wir beim Segelclub in Præstø fest.

Nun, es hat sich gelohnt: Im Hafen, von dem man einen romantischen Ausblick über den Fjord hat, erleben wir eine heiße Optimistenregatta der Ortsjugend. Die Kids sind doch tatsächlich in der Lage, diese kleinen unförmigen Boote so zu kippen, daß sie nur noch mit einer Kante im Wasser liegen - und damit richtig schnell werden. So fetzen die Kleinen mit viel Gejohle über den abendlichen Fjord und die Stimmung ist riesig. Als wir später am Abend dann noch mit einem fast kitschig schönen Sonnenuntergang über dem nun wieder völlig stillen Fjord belohnt werden, könnte unsere Stimmung kaum besser sein!

In der Præstørinne "retten" wir am nächsten Morgen bei der Weiterfahrt eine Peek (für alle Nichtsegler: Eine Peek ist ein langer Stock mit einem Haken daran, den man benutzt, um auf Entfernung etwas heranzuholen oder aus dem Wasser zu fischen), die herrenlos im Wasser schwimmt, indem wir in dem engen Fahrwasser unter Segeln mehrere "Mann-über-Bord"-Manöver fahren. Das übt und gibt gleichzeitig ein besseres Gefühl für die Handigkeit des Schiffes.

MønsklintDann geht es bei drei bis vier Windstärken und raumem bis achterlichem Wind in Richtung Bøgestrøm, einer relativ flachen Zufahrt zwischen den Inseln Seeland und Møn ins Småland Fahrwasser. Aus Osten kommend, können wir im Fahrwasser zunächst nur nach Tonnenstrich fahren und müssen auch den Motor mit zur Hilfe nehmen, denn zeitweilig geht die Fahrt genau gegenan. Aber nach etwa einer halben Stunde herrscht wieder Ruhe im Schiff. Der Diesel ist aus und es wird wieder gesegelt.

Heute ist das Wetter besser und wir werden für den nassen Trog entschädigt. Das Barometer steigt, es herrscht blauer Himmel mit herrlichen weißen Wolken und leichten Winden um 3 Bft. Was ist schon Italien?

In Kalvehave optimieren wir ein wenig das Großsegel, indem wir eine Reihleine einscheren, um den Bauch aus dem Segel zu bekommen und mit dem Cunnignham-Strecker stellen wir das Achterliek ruhig. Damit erreichen wir mehr Höhe am Wind und machen mehr Fahrt.

Das tut uns heute gut, denn nachdem wir aus dem Ulvsund heraus sind, laufen wir jetzt mit Kompaßkurs West bei südwestlichem Wind und wollen möglichst nicht aufkreuzen. Also so hart ran an den Wind, wie nur irgend möglich. Und tatsächlich schaffen wir es nach einer Stunde, durch das Nordjoch unter der alten stählernen Storstrømbrücke hindurchzukommen. 1975 waren wir im Urlaub hier schon einmal mit dem Fahrrad über die Brücke gefahren und hatten uns nicht träumen lassen, daß wir weinige Jahre später darunter durch segeln würden.

Femø-HafenWir haben uns die Insel Femø als Tagesziel ausgewählt. Aber erstens kommt der Wind direkt aus dem Femøsund und wir müssen gegenan motoren und zweitens ist heute Sonnabend und der Hafen derart voll, daß man von einer Seite zur anderen über Schiffe gehen kann. Wir liegen im vierten Päckchen als drittes Schiff - das ist vielleicht begeisternd...

Femø-KroBesser ist es am Sonntag. Die meisten Dänen, die nur so zum Spaß am Wochenende segeln, sind früh schon wieder losgefahren und der Hafen ist viel viel ruhiger geworden. Wir basteln die an Bord befindlichen Klappräder zusammen und unternehmen eine Inselrundfahrt. Allerdings ist Femø so klein, daß die Fahrt inclusive eines Abstechers zu Kaffee und Kuchen im Inselkro (Kro = Landgasthaus) nur 90 Minuten dauert. Gelohnt hat es trotzdem, denn Femø ist eine hübsche Insel, ruhig und beschaulich.