Amrum ist eine sehr abwechslungsreiche Insel, die vor allem den Kindern, die hier noch nicht gewesen sind, sehr gut gefällt. Wir Erwachsenen kennen die Nordfriesischen Inseln seit unseren Kindertagen: Wir waren entweder mit der Schulklasse auf Amrum gewesen bzw. haben in dieser geistigen und körperlichen Wachstumsphase viele Sommerferien in Wyk auf Föhr verbracht. Gemeinsame Reisen nach Sylt und auch wieder Amrum, sowie einige Herbst- und Winterabenteuer auf den Halligen aus der Zeit unseres Studiums ergänzen jetzt den Korb der Erinnerungen an diese rauhe Landschaft, als wir zunächst zur Vogelkoje und dann über Norddorf und Nebel radeln.
In der Vogelkoje wurden früher Enten gefangen, die dann in einer Konservenfabrik eingedost und später verkauft wurden. Heute ist das Areal touristischer Anziehungspunkt, denn es ist landschaftlich sehr reizvoll gelegen und in seiner Gesamtanlage noch gut erhalten. Norddorf und Nebel sind im Sommer reine Ferienorte und es ist wieder einmal wenig erfreulich, sich mitten in dieser Touri-Masse wiederzufinden. Eigentlich wollten wir einen Blick in die Kirche von Nebel werfen, aber als wir sehen, wie sich die Leute wahllos über Rasen und Friedhof dem Kirchenportal entgegenschieben, ohne auf Wege oder Gräber zu achten, vergeht uns die Lust dazu!
So bleibt es bei einem Stück Kuchen auf einer schattigen Bank, etwas vom Trubel entfernt und bei einer herrlichen Rückfahrt zum Campingplatz entlang der Insel-Ostküste. Es geht vorbei am Tonnenhafen bei Steenodde, wo die Seezeichen gelagert werden und der Tonnenleger liegt, hin zum Fähranleger in Wittdün, wo heute am Sonnabendnachmittag die Freizeitskipper in dem schmalen Prickenweg und dem frischen östlichen Wind um Raum zum Aufkreuzen kämpfen. Das ist Segeln pur und es fällt schwer, sich von dieser Szene wieder zu lösen, um zum Zelt zurückzukehren.
Aber der laue Abend setzt noch eins drauf! Ein, zwei Gläser Wein, Abendrot inmitten der Dünen und im Hintergrund der mächtige rot weiße Leuchtturm mit seinem immer gleichmäßigen Aufleuchten der Laterne bescheren uns einen schweren Abschiedsabend. Als wir am nächsten Morgen auf der Fähre nach Dagebüll sitzen, spricht unser Großer aus, was wir wohl alle gestern abend gedacht haben: Hier hätten wir ruhig noch bleiben sollen.
Zu spät. Die Fähre hat abgelegt, unser Ziel ist Skagen und das ist noch weit, weit weg.