Visby - die “Hauptstadt Gotlands”! Geht man durch eines der Stadttore, glaubt man sich um Jahrhunderte zurückversetzt: Die Zeit der Hanse, in der Visby ein wichtiges Zentrum des Ostseehandels war, ist scheinbar noch lebendig. Es gibt keine Autos und jedes Haus erinnert an die stolze Zeit. Führt einen der Weg durch die Gassen zum Hafen hinunter, erinnern die Namen Lybskagränd, Hamburger-, Rigaer- oder Danzigergränd an die Handelsstädte, mit denen man florierend Handel trieb. Und wen würde es wundern, wenn tatsächlich im Hafen die großen Segler lägen, wie sie, beladen mit Tuchen und Gewürzen, auf ihren Wegen durch die Ostsee hier Station machen.
Leider werden solche Hoffnungen nicht erfüllt. Nicht Großsegler liegen am Pier, sondern große Fähren. Die Zeit ist eben doch etwas weitergelaufen, auch wenn sich die Kommune alle Mühe gibt, zumindest die Stadtansicht im Kern so zu belassen, wie sie zur Blütezeit Visbys war. Will ein Bauherr hier ein neues Haus bauen, bekommt er genau vorgegeben, wie dieses an der betreffenden Stelle auszusehen hat - und so muß man entweder ein “altes” Haus bauen oder vor die Stadtmauer ziehen. Visby soll seinen Charakter nicht verlieren!
Gotland ist die Insel der Kirchen - es sind wohl über 90 - und das sieht man natürlich auch in Visby. Die größte noch heute benutzte Kirche, Sankta Maria Visby, kann ihre Wurzeln bis in das Jahr 1190 zurückverfolgen und ist seit 1527 Domkirche des Bistums Visby. Ursprünglich für deutsche Seefahrer gebaut, wurde sie ständig vergrößert und umgebaut, und fast jedes Stück des Inventars ist ein wertvoller Kunstgegenstand.
Wer hier Fotos machen will, hat es übrigens schwer. Muß er sich doch mit den allerorten anzutreffenden Postkarten messen, die häufig Stadtansichten als fotografierte Gemälde alter Meister zeigen - und mit den Malern der heutigen Zeit, die versuchen, es ihren Vorgängern gleichzutun.