Am 11.7.1975 um 5.15 starten wir in Hamburg, um mit der Bahn nach Puttgarden zu fahren, denn für das bißchen Luxus reicht unser Geld. Eigentlich wollten wir sogar noch ein Stück weiter mit der Bahn anreisen, aber es war uns unmöglich herauszubekommen, ob es in Dänemark so etwas Ähnliches, wie die Fahrradkarte der Deutschen Bundesbahn gab. Per Telefon war das ein ebenso kostspieliges, wie ergebnisloses Unterfangen und einen Rechner mit Internetanschluß gab es noch nicht. Aber etwas anderes als die Bahnkarte oder deren Pendant im Ausland wäre für unseren Geldbeutel nicht tragbar gewesen.
So müssen wir also in Puttgarden aus dem Zug steigen, die Räder aus dem Gepäckwagen holen und auf die Fähre nach Rødby schieben - um dann mit anzusehen, daß "unser" Zug komplett auf eben dieses Schiff rollt, um mit (uns) nach Dänemark zu fahren...
Fast zur Mittagszeit und bei herrlichem Wetter fahren wir schließlich in Rødby los, um an diesem ersten Tag noch so weit, wie möglich zu kommen. Mittagspause ist in Maribo, einer hübschen Kleinstadt, ziemlich genau in der Mitte unserer Tagesetappe. Dann geht es weiter nach Guldborg und hinüber zur Insel Falster. Der erste touristische Höhepunkt unserer Reise ist die Fahrt über die Storstrømbrücke, die Falster mit Seeland verbindet. Eine Stahlbrücke für Straße und Eisenbahn von erheblichen Ausmaßen mit einigen schön anzusehenden Bögen für die Mittelsegmente, von denen wir eine herrliche Aussicht über den Storstrøm zur einen und über Smålandsfahrwasser zur anderen Seite genießen. Diesen Tag beenden wir nach gut 75 km in Vordingborg, der ersten Stadt nach der Brücke auf Seeland.
Es regnet. Weder Frühstück noch Mittag verlocken uns zum Verweilen oder gar Anhalten und nach kurzer Zeit finden wir uns auf einer Strecke, die einfach kein Ende nehmen will, da sie so gut wie keine Kurven hat - schrecklich! Es ist die Straße von Vordingborg nach Køge, die den südwestlichen Zipfel von Seeland durchzieht. Ein wenig hügelig, gestattet sie uns, oben angekommen, bereits viele Stunden im Voraus das Tagesziel zu erkennen, während wir uns "im Tal" befindlich, doch eher mal eine Kurve oder ein Stückchen Wald wünschen. So gestaltet sich die Fahrt nach Køge ziemlich langweilig und einfach total "øde".
Nach knapp 70 km endlich in Køge angekommen schlagen wir unser Zelt in einem kleinen Wäldchen auf, um dem Regen etwas zu entgehen. Dann gibt es jedoch einen derartigen Platzregen, daß in Sekunden der ganze Campingplatz unter Wasser steht. Wir müssen feststellen, daß sich unser sorgsam gewählter Zeltplatz in einer Mulde befindet, der Zeltboden schnell undicht wird und wir den Rest des Abends damit verbringen werden, unsere Sachen trocken zu bügeln.
Am nächsten Tag, dem 17. Juli 1975, fahren wir an der Køgebucht entlang nach Kopenhagen. Dort sehen wir uns den Hafen an und nehmen schließlich die Fähre nach Malmö. Für die Schnellfähren fehlt uns das Geld und so genießen wir die traditionelle langsamere Überfahrt über den resund bei nun wieder recht sonnigem Wetter.
Auch in Malmö drehen wir ein paar Runden durch die Stadt, die uns recht gut gefällt. Nach nur etwa 58 km schlagen wir heute in Lomma unser Zelt auf und haben einen ersten Kontakt mit schwedischen Lebensmitteln, die eigenartigerweise alle etwas süßlich schmecken - selbst der Kartoffelsalat...