Wir schreiben das Jahr 1979. Uns steht die Lust auf einen langen Urlaub in frischer Luft, nachdem wir letzten Herbst in unser erstes eigenes Haus eingezogen sind und den Winter praktisch mit Hausarbeit verbracht haben. Schwiegereltern haben das Paddeln aufgegeben. Sie sind auf Segeln umgestiegen und damit haben wir einen etwas betagten Puch-Wanderzweier geerbt, der in recht unhandliche Einzelteile zerlegt, jetzt in unserem (noch) leeren und baufeuchten Keller ein muffiges Eckchen bewohnt. Helmut und Ute, mein Freund und Kommilitone mit seiner Partnerin, besitzen auch so ein Schätzchen - noch etwas älter und vermutlich noch etwas weniger urlaubstauglich als unser Boot. Otto und Freundin, ebenfalls Bootsbesitzer, haben zwar nicht das Problem maroden Materials und sparen sich damit viel Vorarbeit, haben aber nur drei Wochen Urlaub.
Trotzdem beschließen wir, in diesem Sommer vier Wochen durch Schweden zu paddeln: Auf dem Dalsland-Kanal. Otto will halt eine Woche später nachkommen.
Outdoor-Kataloge und dergleichen Geschäfte sind für uns kein Thema, denn von uns Vieren, die ihre Boote wieder auf Vordermann bringen müssen, sind drei Studenten und damit notorisch knapp bei Kasse. Jede Ausgabe zur Erhöhung des Komforts oder der Seetauglichkeit wird mehrfach wegdiskutiert, aber einiges muß einfach investiert werden: Die Gummihaut der Rümpfe benötigt dringend neue Bodenstreifen, um ein gefahrloses Anlanden in den voraussichtlich steinigen Uferbereichen der zum Dalsland-Kanal gehörigen Seen zu ermöglichen (Campingplätze: meist Fehlanzeige, dafür aber Allemansrätt). Die Spritzdecken beider Boote sind arg strapaziert. Sie müssen mehrfach nachimpregniert und ausgebessert werden und die Ruderanlagen bedürfen ebenfalls einer grundlegenden Überholung.
Außerdem brauchen wir ein neues Zelt, nachdem unser altes - das aus amerikanischen WW II Armeebeständen stammte - bei einem Regenurlaub in Cuxhaven wie ein Sieb zu lecken begann und uns zur endgültigen Trennung von dem Teil zwang. Wir entscheiden uns trotz der finanziellen Enge für ein Dreipersonen-Igluzelt mit separatem Innenzelt, bequemem Einstieg und großer Lüftungsklappe (mit Mückennetz) hinten. Daß wir schließlich noch Packsäcke passend zur Bootsform nähen, ist dann schon eher ein liebevolles Detail unserer, sich das ganze Frühjahr hinziehenden Vorbereitungen...