Nachdem wir im letzten Jahr unsere Radtour von Dresden nach Magdeburg wegen des heißen Sommerwetters bereits in Güterglück – etwa 50 km vor Magdeburg – beendeten, stand fest, daß wir genau dort in diesem Jahr beginnen wollten, der Elbe mit den Rädern bis nach Cuxhaven zu folgen. Wegen unserer drei Wochen Urlaub, stand natürlich fest, daß Cuxhaven nicht das Ziel der ganzen Reise sein würde, aber die Diskussionen, ob die Tage danach für weitere Radfahrten oder für ein faules Strandleben an der Nordsee genutzt werden sollten, fanden kein wirklich konkretes Ende. Lediglich über den ersten Reiseteil bestand Einigkeit: Wir wollten von Güterglück zur Alten Liebe.
Da ergab es sich am Sonntag, dem 1. Juli, daß ein neues Kalenderblatt aufgedeckt wurde, auf dem ein gelb-rot gestreifter, recht knubbelig aussehender Leuchtturm abgebildet war und es entspann sich etwa folgender Dialog: “Der ist ja häßlich.” “Nee, der ist bloß bunt – so’was steht sicher irgendwo am Mittelmeer. Spanien vielleicht.” “Sieh doch mal nach, das ist meist unter dem Bild angegeben.” “Nordküste Deutschland steht da. Wo soll das denn sein?”
Leuchtturm und Kalenderblatt gerieten in Vergessenheit, bis unser Großer eines Abends mit der Falck-Karte von Norddeutschland ankam und meinte, wir sollten vielleicht doch mal versuchen, eine Route für die Zeit nach Cuxhaven auszusuchen. Und was zeigte das Deckblatt dieser Karte? Den knubbeligen gelb-rot gestreiften Leuchtturm mit einem Hinweis, daß es sich um das alte Leuchtfeuer von Pilsum handele. Zwar war der Ort auf dieser Karte gar nicht eingetragen, aber jetzt brach bei allen Familienmitgliedern die Neugier aus und das Reiseziel für die Zeit nach Cuxhaven stand fest: Der Leuchtturm von Pilsum – wo immer dieser Ort auch sein würde.
Nun liegt Cuxhaven ja ungefähr in der Mitte der deutschen Nordseeküste und die beiden Extrema wären einerseits die Grenze zu den Niederlanden bzw. die zu Dänemark gewesen. Beides schätzten wir als erreichbar ein. Die Konkretisierung des nun feststehenden Reisezieles ergab sich dann etwas später aus einer Fahrradkarte, in der Pilsum als in der Nähe von Emden eingezeichnet war - also wirklich nicht so allzu weit von Holland entfernt. Aber da wir nicht nur mit einem Wochenend-Ticket der Deutschen Bahn nach Güterglück anreisen wollten, sondern auch mit einem solchen wieder nach Hause zu kommen gedachten, kam uns Emden als Ende unserer Tour doch sehr entgegen.
Die letzte Radreise hatte uns gelehrt, daß Camping ohne Tisch und Stühle nach einigen Tagen reichlich unbequem wird und eine Recherche in unseren Erinnerungen ergab, daß wir bereits 1980 mit solcherlei ergänzenden Bequemlichkeiten ausgerüstet, durch den Schwarzwald via Straßburg und Freiburg bis nach Zürich geradelt waren. Nur, das Equipment von damals gab es nicht mehr. Weiterhin mußten die Räder der Kinder durch stabilere Gepäckträger ergänzt werden und die Schlafausrüstung der beiden ließ schon im letzten Jahr deutlich zu wünschen übrig. Damit standen wieder einige kostenträchtige Investitionen ins Haus...
Noch ein Wort zu diesem Reisebericht. Weil sich im Laufe unserer Fahrt eine echte Zweiteilung der Routen ergab, die in dieser Form zum Planungszeitpunkt der Reise noch gar nicht absehbar war, haben wir uns entschlossen, auch zwei Reiseberichte daraus zu machen: Diesen, der die Elbetour bis Cuxhaven quasi als Anschluß an die letztjährige Reise beschreibt, und einen weiteren mit dem Titel “North-Sea Cycle Route - 1. Teil”, der unseren Weg von Cuxhaven bis Leer (dort sind wir nämlich wirklich gelandet) aufzeigt. Sicher, der zweite Titel ist etwas hochgestochen, da wir tatsächlich wohl nur das kleinste Stückchen der gesamten (eben nicht nur der deutschen) Nordseeküste befahren haben, aber er dokumentiert unseren festen Willen, dieses Vorhaben auch in der Zukunft weiterzuführen (mal sehen, ob’s gelingt).