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Auf Öland"Öland ist länger als du denkst", lesen wir auf großen Tafeln, die längs der Straße aufgestellt sind, und lachen über diesen witzigen Spruch, denn Öland ist wirklich nur ein "schmales Hemd" - und zur Landstraße 136, welche die Insel der Länge nach durchzieht, gibt es nahezu keine Alternative. Nach einigen Stunden Fahrt nordwärts wird aus Öland allerdings bald Ödland, denn nachdem wir den Abzweig zu Schloß Borgholm, dem Sommerschloß der schwedischen Königsfamilie passiert haben, tauschen die flachen Wälder, die unseren Weg bislang säumten, mit sonnenverbrannten Wiesen und Feldern. Orte liegen weit ab von der Straße und nur dann und wann zeigt sich in gehöriger Entfernung ein Kirchturm oder eine Mühle.

Nach etwa 80 km erreichen wir Böda und bekommen keinen Platz auf dem Campingareal. Also noch einmal 14 km weiter nach Byxelkrok an der Nordspitze der Insel, ganz in der Nähe des Fähranlegers von Grankullavik, von dem wir morgen früh mit der Fähre nach Gotland übersetzen wollen.

Auch hier gibt es einen Campingplatz, aber der ist wirklich "alternativ": Die Toiletten bestehen aus Tonnen, wie wir sie aus Deutschland zum Transport von Kantinenessen kennen (hier also mal in umgekehrter Funktion...), die in mit Wellblech verkleideten Holzbuden aufgestellt sind. Wasser kommt aus einem freistehenden Hahn, wie man ihn von Friedhöfen kennt und sonst ist der Platz bis auf einige graugrün bemooste Wohnwagenruinen leer. Keine Anmeldung, keine Versorgung, keine Gäste - außer uns.

Steilküste bei VisbyWir stehen mit der Sonne auf und fühlen uns darin bestätigt, daß dies offensichtlich gar kein Zeltplatz für Menschen ist - sondern einer für Ohrenkneifer! Vor dem Einpacken müssen wir nämlich erst einmal Legionen von diesen Tierchen aus allen möglichen Falten unseres Zeltes verjagen. Als dann doch wirklich auch noch jemand mit dem Auto angefahren kommt und von uns eine Übernachtungsgebühr verlangt, wissen wir, daß uns dieser Platz als Kuriosität in Erinnerung bleiben wird.

Auf dem ZeltplatzUm 10.00 Uhr kommt schließlich die Fähre in Grankullavik an und wir dürfen als letzte auffahren - nach PKW, Wohnwagen und Motorrädern. Dann reisen wir etwa zwei Stunden über die Ostsee und gegen 12.00 Uhr taucht Gotland am Horizont auf. Eine Dreiviertelstunde später rollen wir in Klintehamn von der Fähre und finden uns in einer besiedelten Landschaft wieder, in der lichte Wäldchen mit sommerlichen Feldern abwechseln.

Ein Campingplatz, auf dem wir die restlichen Urlaubstage verbringen wollen ist rasch in Tofta Bad bei Kneippbyn gefunden. Dieser Platz hat den Vorteil, daß wir direkt an der Steilküste - mit "unverbaubarem Seeblick" - unser Zelt aufbauen können, daß es eine Küche gibt und damit der kleine Benzinkocher ab jetzt auch Urlaub hat und daß es nicht weit bis nach Visby ist, der wunderschönen Inselhauptstadt - dem Ziel der alten hanseatischen Gotlandfahrer.

Wir sind angekommen! Nach 10 Tagen und insgesamt 697,1 km Fahrt haben wir am 20. Juli 1975 unser Ziel erreicht - ohne Unfall und ohne Panne! Und nun beginnen wir die Insel zu erkunden.