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Am Sonntag machen wir uns auf den Weg, aus dem Stora Le hinaus zu fahren, in den Foxen, den sich nördlich anschließenden See. Nicht nur das Wetter hat sich verändert, auch der Charakter des Sees ist ganz anders als wir es bisher gewohnt waren. Die schlanke Form des Stora Le ist einer eher bauchigen Figur gewichen - was bedeutet, daß die Ufer weiter erscheinen und nicht so imposant sind. Außerdem wird das Land hier flacher und die steilen Felsen verschwinden zu Gunsten sanfter Hügel je mehr Weg wir nach Norden gutmachen. Auch der Seegang nimmt deutlich zu, denn hier kann der Wind plötzlich über eine größere und ungeschütztere Wasserfläche wehen - was richtige kleine Wellen aufbaut. Erst vor Töcksfors, dem Eingang zum Töcken, verschwinden wir hinter einer Schar von Inseln, die uns vor Wind und Wellen schützen.

Vor den Toren der kleinen Stadt finden wir einen Campingplatz, der uns mittlerweile ganz ungewohnten Komfort und einen prächtigen Blick auf nördlichsten Zipfel des Foxen bietet. Wir bleiben einen Tag hier, denn unsere Verpflegungsvorräte sind inzwischen arg angegriffen und es ist angezeigt, mal wieder etwas nachzukaufen. Das gestaltet sich nicht ganz einfach, denn unsere Kenntnisse des Schwedischen sind seit 1975 keinesfalls besser geworden und Supermärkte, in denen man einfach selbst in ein Regal greift, gibt es hier weit und breit nicht.

Um in den Töcken zu gelangen, den schlauchartigen See, an dem der Dalslands Kanal seinen nördlichsten Punkt hat, muß man in Töcksfors eine mächtige Schleuse befahren. Wir legen vor dem riesig erscheinenden Schleusentor an und suchen den Slusskontrollant, den Schleusenwärter, der uns die Einfahrt ermöglichen soll. Auch hier werden wir daran erinnert, daß der Sommer in dieser Gegend eigentlich bereits vorbei ist, denn die Schleuse stellt am 8. August ihren Betrieb für dieses Jahr ein: Der Winter steht vor der Tür. Nun, heute geht es noch und wir werden auch rechtzeitig wieder zurückkommen, denn der Töcken ist eine Sackgasse. Also schleusen wir ganz nah an tosenden Wassermassen mehrere Meter aufwärts und haben Mühe, unsere Boote im Schleusenbecken ruhig zu halten.

Dann allerdings eröffnet sich uns eine völlig andere Welt: Der Töcken zieht sich zunächst durch sanfte Wiesen hin, auf denen hier und dort Häuser stehen - typisch angestrichen mit Ochsenblut und weißen Fenstern, meist mit überdachten Terrassen vor dem Eingang. Es ist Romantik pur angesagt. Auch das Wetter hat sich wieder gefangen und es herrscht eitel Freude und Sonnenschein während wir durch diesen flußartigen See fahren. Die weiten Wiesen verschwinden recht schnell wieder und die dunklen Wälder kommen dem See näher und näher. Bald erinnern nur noch die zum Teil mit Schilf bestandenen Ufer daran, daß dieser See bei weitem nicht so tief ist, wie die zuvor befahrenen.

Als wir am Ende des Töcken ankommen, eröffnet sich der Östen, ein relativ kleiner See, an dem die Paddlerwelt nun wirklich zu Ende ist. Am Übergang beider Seen gibt es ein paar kleine Schären - Inseln wäre zu viel gesagt - von denen wir auf einer unser Lager aufbauen und den prachtvollen Blick in die Natur genießen. Ja, genießen ist ganz richtig gesagt und wir würden liebend gern noch länger auf unserer Schäre bleiben, bevor es wieder den gleichen Weg zurückgehen muß, aber wenn die Schleuse schließt und wir zu spät kommen, müßten wir die Boote durch Töcksmark (dort war noch eine Schleuse) und Töcksfors tragen - und ob uns dort jemand einen Bootswagen leihen würde? Wir bezweifeln das, denn hier oben in der Wildnis sprechen die Leute kaum noch Englisch, wie in Ed, und wir hatten bereits eine heftige Verständigungsniederlage einzustecken, als wir uns in Töcksfors ein paar Fahrräder mieten wollten.

Also werfen wir am 6. August die Leinen wieder los, um dorthin zurück zu fahren. Auch durch den Foxen müssen wir noch einmal, bleiben aber diesmal hinter dem Ort Fågelvik, nachdem sich der See wieder aufweitet, auf der anderen Uferseite, auf der östlichen. Dann machen wir noch auf der Insel Getön einen Zwischenstop, bevor wir nach Bengtsfors fahren, um in den Lelången zu schleusen.